Medienunternehmen in Dänemark haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam über Urheberrechtszahlungen der großen Technologieunternehmen Facebook und Google zu verhandeln. Das Kollektiv umfasst 30 dänische Medienunternehmen und wird diesen Freitag seine erste Generalversammlung abhalten. Wenn diese Taktik erfolgreich ist, könnte sie als Inspiration für andere Länder in Europa dienen.
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Warum wollen Medienunternehmen Urheberrechtszahlungen?
In den letzten zehn Jahren haben Medienunternehmen Umsatzeinbußen hingelegt, da Verbraucher Inhalte heute fast ausschließlich digital konsumieren. Früher war Werbung die Haupteinnahmequelle der Medienunternehmen. Heute geht jedoch ein großer Teil der Werbeeinnahmen im Internet an große Technologieunternehmen wie Facebook und Google. Medienunternehmen erzielen mit den auf ihren Websites angezeigten Anzeigen keinen großen Umsatz. Gleichzeitig zeigen Google und Facebook Inhalte dieser Websites auf ihren Plattformen, ohne den ursprünglichen Erstellern irgendeine Vergütung zu zahlen. Wenn Benutzer beispielsweise einen Artikellink auf Facebook teilen, zeigt die Plattform die Überschrift des Artikels und einen Ausschnitt des Inhalts des Artikels an. Oft konsumieren die Benutzer diese Informationen und machen sich nicht die Mühe, durch Klicken die Website zu besuchen. Auf diese Weise zeigt Facebook seinen Nutzern Inhalte, die ursprünglichen Ersteller der Inhalte erhalten jedoch weder eine Vergütung noch Traffic. Ebenso zeigen die Suchergebnisse von Google den Benutzern Inhalte von Websites, ohne die Anbieter zu entschädigen, die diese Inhalte erstellt haben.
Die EU-Urheberrechtsrichtlinie
2019 verabschiedete die Europäische Union die Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt zum Schutz von Presseveröffentlichungen. Ziel der Richtlinie war es, die Kluft zwischen den Gewinnen von Internetplattformen und denen von Inhaltserstellern zu verringern. Frankreich war das erste Land, das die Richtlinie interpretierte und umsetzte. Dort handelten Medienunternehmen gemeinsam mit Google einen Rahmen für Zahlungen aus. Die Zahlungsbedingungen wurden jedoch bilateral zwischen den Inhaltserstellern und Google ausgehandelt. Dieser Ansatz sorgte innerhalb der französischen Medienbranche für Uneinigkeit.
Welche dänischen Medienunternehmen bündeln ihre Kräfte?
Zu dem Kollektiv gehören Dänemarks Staatssender DR, der Privatsender TV2, die Zeitungsgruppen Berlingske und JP Politikens Hus, das Internet-Start-up Zetland sowie weitere Lokalpublikationen und Fachtitel. Auffällig ist, dass der Zeitschriftenverlag Egmont nicht Teil des Kollektivs ist. Ein Hinweis darauf, dass es ein komplexes Unterfangen ist, die unterschiedlichen Interessen der Medienunternehmen unter einen Hut zu bringen. Berlingske-Chef Anders Krab-Johansen kommentierte die Kooperation gegenüber der Financial Times wie folgt: „In den meisten Ländern verhandeln Google oder Facebook spezielle Abkommen mit einem oder wenigen dominanten Medienunternehmen. Diese setzen den Standard und der Markt muss sich daran halten. Wir hätten lieber eine kollektive Verhandlungsmacht, die uns eine gewisse Größe verleiht.“[1]
Titelbild: Geschäftsfoto erstellt von kaboompics – www.freepik.com
Quelle:
1. Juni 2021, R. Milne, „Danish media club together to make US tech giants pay for news“, Financial Times, [online verfügbar] verfügbar unter: https://www.ft.com/content/c83d6b7f-ed19-4a90-a719-3bf4aedccdff [abgerufen im Juni 2021]